Endliche Ressourcen, ewiges Wachstum – geht das?

Die Publizistin Ulrike Herrmann diskutiert mit Ifo-Präsident Clemens Fuest darüber, ob der marktwirtschaftliche Wachstumsdrang mit dem Erreichen der Klimaziele vereinbar ist oder die Wirtschaft auf Schrumpfkurs gehen muss.

VDI nachrichten: Wenn das Wachstum lahmt, gerät die Politik in Aufregung. Konjunkturpakete werden verabschiedet, Steuersenkungen erwogen. In der Vergangenheit reagierten auch die Zentralbanken oft mit Zinssenkungen. Warum ist das eigentlich so? Kommt die Marktwirtschaft nicht ohne Wachstum aus?

Ulrike Herrmann: Ohne Wachstum bricht die Wirtschaft zusammen. Mindestens drei Phänomene erklären diesen Wachstumszwang. Erstens: Wachstum ist nur möglich, wenn Kredite aufgenommen werden. Umgekehrt können diese Kredite aber nur getilgt werden, wenn das erhoffte Wachstum eintritt. Zweitens: Unternehmen investieren in der Regel nur, wenn sie Zusatzgewinne erhoffen. Auf volkswirtschaftlicher Ebene sind diese Gewinne aber das Gleiche wie Wachstum. Ohne Wachstum keine Gewinne und damit keine Investitionen. Das System kollabiert. Drittens: Nur mit Wachstum kann es Vollbeschäftigung geben. Die Unternehmen investieren permanent in den technischen Fortschritt, was aber bedeutet, dass die gleiche Menge an Waren mit immer weniger Menschen hergestellt werden kann. Arbeitslosigkeit lässt sich nur vermeiden, wenn neue Branchen und neue Stellen entstehen.

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